Allenthalben vernimmt man, wie schlecht es um den Wirtschaftsstandort Deutschland derzeit steht. Zugegeben ist das nicht in allen Bereichen so duster zu sehen. Aber Grund zur Freude schaut wohl anders aus. Das könnte dann in etwa so lauten:
„Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland hat sich zu Jahresbeginn leicht belebt. Der gemeldete BIP-Anstieg im ersten Quartal entspricht grundsätzlich der Einschätzung der Frühjahrsprojektion der Bundesregierung, wonach sich zu Jahresbeginn eine konjunkturelle Erholung abzeichnet. Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich im Zuge geringerer Inflationsraten, erwarteter geldpolitischer Lockerungen, steigender Löhne und Einkommen, einer anhaltend stabilen Arbeitsmarktentwicklung und zunehmender Impulse von der Außenwirtschaft die konjunkturelle Erholung allmählich festigen und an Breite und Dynamik gewinnen.“

Diese Auszüge stammen original aus einer Pressemitteilung des Wirtschafts- und Klimaschutzministeriums vom 14.05.2024. Eine Pressemitteilung der Creditreform vom 28.05.2024 enthält dagegen folgende Auszüge:
„Alleine 2023 sind 176.000 Unternehmen geschlossen worden. Insbesondere der Maschinenraum Deutschlands – die Industrie und die Bauwirtschaft – ist betroffen. Im verarbeitenden Gewerbe hatten zuletzt 2004 so viele Betriebe aufgegeben. Das ist u. a. das Ergebnis der neuesten Auswertung des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Creditreform Wirtschaftsforschung.“

Leere Schaufenster und verwaiste Ladengeschäfte in den Innenstädten nehmen zu – immer mehr Unternehmen schließen und scheiden aus dem Markt aus (oder vielleicht hören sie auch nur auf zu produzieren, wie es ein gewisser Herr Habeck umschreiben würde). Es sind aber nicht nur Händler, konsumnahe Dienstleister und Gastronomen, die aufgeben müssen. Auch das Baugewerbe und das verarbeitende Gewerbe verzeichnen seit 2021 signifikant steigende Schließungszahlen.

Wie sehr die industrielle Basis im deutschen Mittelstand schwindet, zeigt die aktuelle Auswertung des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus Mannheim in Zusammenarbeit mit Creditreform. Alleine 2023 sind in Deutschland rund 176.000 Unternehmen geschlossen worden. Der Großteil von ihnen still und leise, lediglich 11 Prozent der Schließungen sind Folge einer Insolvenzanmeldung. 2023 wurden rund 37.000 Handelsunternehmen geschlossen. Im Bereich der konsumnahen Dienstleistungen schlossen gut 51.000 Unternehmen. Alarmierend ist, dass damit nicht nur die industrielle Basis schwindet. Unterscheidet man innerhalb des verarbeitenden Gewerbes noch einmal nach dem Innovationsgrad, fällt auf, dass die Zahl der Schließungen mit plus 12,3 Prozent in forschungsintensiven Wirtschaftszweigen deutlich stärker ansteigt als in nicht forschungsintensiven Bereichen.

Für ihre Untersuchung greifen die ZEW-Ökonomen auf das Mannheimer Unternehmenspanel zu. Es basiert auf der Unternehmensdatenbank von Creditreform und ist die umfangreiste Datenbasis zur Gesamtheit der Unternehmen in Deutschland.

Welche der beiden vorstehenden Pressemitteilungen halten Sie selbst für realitätsnaher?