Als sich das Coronavirus im Frühjahr 2020 verbreitete, reagierten Deutschland und viele anderen Länder hart und schnell. Plötzlich durften die Menschen nicht mehr in Gruppen zusammenkommen, Schulen und alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte wurden geschlossen. Das soziale und kulturelle Leben kam nahezu zum Stillstand.

Bis heute stehen einige Fragen unbeantwortet im Raum: Waren die staatlichen Verordnungen in dieser Härte gerechtfertigt und notwendig? Wurden dadurch wirklich Millionen Menschenleben in Europa und den USA gerettet, wie es manche Analysen nahelegen? Was haben die Maßnahmen direkt und indirekt gekostet?

Die hoch politische Debatte um die verschiedenen Fragen lässt sich heute sicher nicht abschließen. Die Meinungen stehen sich in vielen Bereichen diametral gegenüber. Von Kritikern der Maßnahmen wird vorgebracht, dass die Effekte des Lockdowns, auch wenn er früher eingeführt worden wäre, nicht so groß sind, wie die anfänglichen Studien postuliert haben. Befürworter bestätigen dagegen die Einsichten, dass ein früher Lockdown einen prozentual größeren Effekt hat. Fakt dürfte aber sein, dass die Effekte einzelner Maßnahmen nicht wirklich abschätzbar sind. Vielleicht hätte es einen Mittelweg gegeben (z. B. mit einem Verbot von Großveranstaltungen und einem gezielten Schutz der älteren Bevölkerung), der kostenreduzierend gewesen wäre. Es ist und bleibt eine Vermutung.

Erste belegbare Zahlen liefert jetzt das Statistische Bundesamt (Destatis). Es hat kürzlich die Umsatzsteuer-Voranmeldungen für 2020 statistisch ausgewertet und mit den Umsatzsteuer-Voranmeldungen des Jahres 2019 verglichen. Die Auswertung klärt wohlgemerkt keine der vorstehenden Fragen. Sie zeigt aber zumindest mal im Ansatz, dass die Corona-Krise die einzelnen Wirtschaftszweige in Deutschland sehr unterschiedlich getroffen hat. Wir möchten dies anhand einiger Zahlen erläutern.

Der Bereich Handel verzeichnete insgesamt nur einen leichten Umsatzrückgang von 0,1 % zum Vorjahr. Durch geschlossene Geschäfte und Einschränkungen im stationären Einzelhandel legte der Versand- und Internet-Einzelhandel 2020 dagegen um 21,4 % zu. Die hohe Nachfrage nach Fahrrädern führte dort zu einem Umsatzplus von 42,1 % gegenüber 2019. Dagegen gingen die Einzelhandelsumsätze mit Bekleidung um 19,4 % sowie mit Schuhen und Lederwaren um 19,7 % zurück.

Die Gastronomie verzeichnete insgesamt ein Umsatzminus von 30,8 Mrd. Euro, was ein Minus von 32,5 % gegenüber 2019 bedeutet. Die stärksten Einbußen durch die Schließungen und Einschränkungen hatten Diskotheken und Tanzlokale (-62,7 %) und Vergnügungslokale (-57,2 %). Im Bereich der Beherbergungsbetriebe verzeichneten Hotels, Gasthöfe und Pensionen einen Umsatzrückgang von 44,2 %. Als einziger Wirtschaftszweig im Gastgewerbe erzielten die Campingplätze sogar ein leichtes Plus von 2,2 % im Vergleich zum Vorjahr.

Auch die Branchen im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung waren 2020 mit einem Umsatzrückgang von insgesamt 24,5 % stark betroffen. Insbesondere die Kultur- und Unterhaltungseinrichtungen verzeichneten ein Minus von 70,1 %.

Abgesagte Reisen und eingeschränkter Reiseverkehr führten zudem zu einem Umsatzeinbruch bei Reisebüros von 62,1 % und Reiseveranstaltern von 74,1 %.

Der Wirtschaftszweig Forschung und Entwicklung verzeichnete hingegen eine Umsatzsteigerung zum Vorjahr von 13,2 %. Die höchste Steigerung gab es hierbei im Bereich der Biotechnologie mit + 70,9 %.

Insgesamt betrachtet gingen die Umsätze deutscher Unternehmen um 3,9 % gegenüber 2019 zurück. Die aus den angemeldeten Umsätzen resultierenden Umsatzsteuer-Vorauszahlungen waren – einschließlich reduzierter Steuersätze – um 5,1 % geringer als im Vorjahr. Leider lässt sich mit diesen Zahlen kein Schluss auf den volkswirtschaftlichen Schaden ziehen. Ob wir den überhaupt einmal erfahren werden?